25 März 2009

Skiturtles


Heissen eigentlich Seaturtles, aber die Japaner können nicht "si" sagen, sondern nur "shi". Weswegen aus Meeresschildkröten dann die Pisten hinuntersausende Skiturtles werden. Wie sich das ganze dann beim Sit-on-top Kayak anhört, kann sich jetzt jeder mal selbst vorstellen...
Aber bleiben wir beim Thema. Heute morgen hab ich zum ersten Mal im Schildkrötenmuseum ausgeholfen. Und meine Vermutung war goldrichtig, Fische zerhacken, yeah! Eine der wichtigeren Dinge, die ich heute gelernt habe war: Gefrorene Fische schneiden sich leichter als aufgetaute. Die Finger werden dann zwar kälter, aber besser, als wenn einem die ganzen Innereien des Fisches auf dem Brettchen rumschwimmen. Tintenfisch ist übrigens am schlechtesten zu schneiden, die bekommt man ja kaum mit den Zähnen auseinander (wenn man sie gekocht isst), aber das ganze dann mit einem stumpfen Messer... Irgendwie hab ich auch das geschafft. Und völlig neue Einblicke in die Anatomie eines Fisches gewonnen. Ich, die eigentlich kein Blut sehen kann, habe kaltblütig Fische zerteilt und teilweise sogar zu Mousse gehackt. Für die ganz kleinen Schildkröten, die wir dann im Anschluss füttern durften. Schon süß.
Danach ging es weiter: Schildkröten schrubben! Das Wasser war aus den Becken gelassen und eine Reihe von den Viechern lag relativ unelegant und hilflos auf dem Trockenen. Dachte ich. Schon mal versucht eine Schildkröte vom Davonkrabbeln abzuhalten? Die Dinger haben ganz schön viel Kraft. Und das waren noch nicht mal die ganz großen. Die haben wir zum Schluss gesäubert, meine war 40 Jahre alt, und die älteste 58! Die waren dann so schwer, dass sie sich mit Hilfe ihrer Flossen kaum bewegen konnten, weswegen es einigermaßen leicht war ihnen den Panzer abzuschrubben.
Alles in allem also ein schildkrötiger Tag. Nachmittags sind Sugimoto-san und ich dann Kayak gefahren. Flussaufwärts. Gegen den Wind. Bei Stärke 10. Ich erspar euch weitere Details, aber der Wind ist ein paar Stufen auf der Beliebtheitsskala nach unten gefallen, so viel kann ich verraten.

24 März 2009

Frühstücks


Ja, die letzten Tage beinhalteten da einige Perlen. Als erstes kochte Owa-san Spiegelei und Spinat, dazu Toast mit gezimteten Bananen. Echt lecker, sogar als Frühstück. Am nächsten Tag gab es dann erst Kartoffeln mit Würstchen (die ich mit Stäbchen gegessen hab, man stelle sich das vor) und danach noch ein zweites Frühstück: frische Erdbeeren. Die habe ich zusammen mit Kathrin und Karl genossen, während wir ein Fussbad nahmen. Ich sag es euch, dekadenter geht's nimmer. Bis Karl dann die Tafel Schokolade herausgeholt hat :) Da sassen wir also inmitten von anderen Japanern, die Sonne schien, der Himmel war blau, das warme Wasser um die Füsse und die Erdbeerflecken auf der Hose... Wunderbar.
Der Tag darauf wurde dann mit Pfannkuchen begonnen, auch sehr lecker. Äpfel, Banane, Schokolade, Honig und Zimt zum belegen, fertig war das Frühstück. Gestern gab's dann wieder nur Choco Crispies mit Milch, aber das konnte ja nicht ewig so weitergehen. Am Freitag kommt Owa-san jedenfalls wieder und wer weiß, was es dann zum Frühstück gibt. Sauerkraut mit Eisbein? Ich bin schon gespannt.

23 März 2009

Muhahaha!

Ich habe heute Tennis gespielt. Hört sich erst mal nicht nach einem diabolischen Plan an, aber wartet, bis ihr die Details erfahrt. Morgens sind Sugimoto-san und ich in den Süden von Minami gefahren (was paradox ist, da Minami Süden auf japanisch heisst, aber egal), um erst eine Runde zu joggen und nach dem Mittagessen (wieder mal super lecker und es gab Brot! Echtes Brot!) ein Meeting mit den Fischern vor Ort zu halten. Zwischendurch hatten wir dann noch eine Stunde Zeit und auf dem Gelände der Pension eines Freundes von Sugimoto-san gibt es einen Tennisplatz. Ich hab also gefragt, ob wir eine Runde spielen und er war einverstanden, auch wenn er vorher noch nie gespielt hatte. Ich lächelte leicht und dachte nur: Zaaaahltag!
Also hab ich Rache genommen. Rache für den ersten Arbeitstag, an dem ich 7km durch die Gegend gehetzt wurde, um gleich am Tag darauf 13km mit dem Kayak abzureissen. Ihr hättet das Glitzern in meinen Augen sehen sollen, als ich Sugimoto-san von einer Seite des Platzes zur anderen gehetzt hab, ha! Das war ein schöner Anblick, wie er hinter den Bällen hinterhergehoppelt ist, von links nach rechts, vom Netz wieder an die Linie... Er war richtig am Schwitzen, während ich gemächlich von einer Seite zur anderen getrabt bin. Das Meeting mit den Fischern ist dann auch sehr erfolgreich verlaufen, auch wenn ich eine Stunde lang dasaß und nichts verstanden hab, aber die Inneneinrichtung war schön.

Wochenende!


Ist schon vorbei, aber weil's so schön war noch mal in der Zusammenfassung. Am Freitag morgen sind Owa-san, Sugimoto-san und ich von Hiwasa nach Kobe gefahren, um ein Kayak abzuliefern. Auf dem Weg haben wir dann noch einen Zwischenstopp eingelegt, Sightseeing auf japanisch. Heisst, dass wir uns einen Bauernhof angeschaut haben... Kühe, Schweine, Ponies und jede Menge Japaner, die ihren Kindern Milchflaschen für die kleinen Kälbchen kaufen und das ängstliche Geschrei des Juniors beim Fotoshoot mit der Kuh stoisch ignorieren. Man will diesen schönen Moment ja auch festhalten. Wo uns Deutschen vielleicht ein Foto neben einem von Siegfrid und Roys Stofftierchen ein Platz auf dem Kaminsims Wert wäre, verfallen die Japaner bei einer waschechten Kuh in helles Entzücken. Ich hab mich jedenfalls auch gefreut, und ausgiebig die süssen Kälbchen geknuddelt und den Ponies über die samtige Nase gestrichen. Und wir haben unsere eigene Butter geschüttelt. Man nehme einen Becher Sahne und schüttle ihn, bis der Arm abfällt. Fertig ist die selbstgeschüttelte Butter. Hat sogar ganz gut geschmeckt.
Am selben Abend sind dann Kathrin und Karl angekommen, 2 Deutsche, die ich in Kyoto kennengelernt hab und die mich besucht haben. Also noch schnell in die einzige Bar Hiwasas und am nächsten Tag hab ich den beiden Hiwasa gezeigt und am Nachmittag hat Herr Sugimoto mit uns eine kleine Kayaktour gemacht. Abends Okonomiyaki und Activity - ein perfekter Tag. Vor allen Dingen, was das Wetter betrifft, am Sonntag hat es dann nämlich den ganzen Tag über geregnet.

22 März 2009

Nicht ein Blog

sondern zwei. Ja, richtig. Kaum damit angefangen, schon wird's zur Sucht, oder wie? Nicht ganz, der zweite Blog ist Teil meines Jobs. Der Teil meines Jobs, der nicht auf Kayakfahren entfällt :) Mein Chef schreibt nämlich einen Blog über die Outdooraktivitäten, die er so macht und findet, dass ich das auch sollte. Auf japanisch. Und wer jetzt sagt: "Wow, sehr cool, du schreibst einen Blog auf japanisch!?", der soll das ganze noch mal sagen, nachdem er diesen Eintrag von mir gelesen hat (der Einfachheit halber von meiner Wenigkeit übersetzt):

Ich habe angefangen Seekayak zu fahren. Mit Sugimoto-san und 2 Kunden bin ich Seekayak gefahren. Wir haben viele kleine Inseln gesehen. Die sind sehr schön. Morgen fahren Sugimoto-san und ich auch Kayak. Das ist interessant.


Ich hoffe einfach mal, dass das niemand liest. Und in dem Text waren noch mindestens 5 Fehler, die Herr Sugimoto korrigiert hat. Oh ja, mein japanisch ist super. Schlecht. Aber ab 10. April geht die Sprachschule los, dann fang ich wieder an mir selbst in den Arsch zu treten und abends mal ein paar Vokabeln und ähnliches in meinem von der Sonne verbrannten Kopf zu hämmern. Platz genug müsste drin sein, nachdem sich die Büroarbeit auf Stempeln und Handouts falten beschränkt. Zum Glück nimmt das nur ca. 30% der Arbeitszeit ein, der Rest ist Kayakfahren, Trekking und Mountainbiken. Und Donnerstag ist mein offizieller "freier" Tag! Yeah. Frei in Anführungszeichen, weil ich ab 10. April jeden Donnerstag um 9 Uhr morgens am Sprachkurs teilnehme, nachmittags Schildkröten füttere und abends den Tanzkurs für einen traditionellen japanischen Tanz mitmache... Freizeit wird eh überbewertet :)

19 März 2009

Made of Steel


und mit dem Lungenvolumen eines Blauwals ausgestattet. Das ist mein Chef. Am Sonntag sind wir zur Einstimmung (erste Praktikumshandlung quasi) 7km gejoggt, davon 2km bergauf gegangen. Ich war halb am verrecken und er hat immer nur gelacht, wenn er auf meine Pulsuhr geschaut hat, danke. Dann klingelt während des Laufens das Handy und er geht ran, ohne langsamer zu werden, und redet ganz normal. Dann hab ich noch erfahren, dass er an einem 160km Rennen um den Montblanc teilgenommen hat, an einem Tag. EIN Tag. Ach ja, da hat er dann den 4. Platz gemacht...
Das Lauftraining am Sonntag war übrigens ein Teil der Vorbereitung auf den 20km Lauf im Mai. Dieses Jahr Halbmarathon, nächstes Jahr Marathon. Kein Problem. Wenn ich im August wieder in Deutschland bin werde ich die Zugspitze auf einem Bein hüpfend überqueren. In 10 Minuten. Nur dass ihr Bescheid wisst :)

18 März 2009

Japanisierung

hat bei mir schon begonnen. Ich erwähnte irgendwann mal die Faustsocken, hier sind sie.


Sowas denken sich auch nur Japaner aus. Zehensocken kannte ich ja, aber damit man auch in FlipFlops Socken tragen kann, gibt es hier diese schönen Faustsocken. So wie Fausthandschuhe, nur für die Füße. Und nicht ganz so dick gefüttert.

Ach ja, eigene Essstäbchen hab ich auch schon :) Von Oya-San geschenkt bekommen.

17 März 2009

4:15

sieht erst mal echt harmlos aus. Aber wenn das die Zeit ist, zu der man aufstehen muss, dann verflucht man diese 4:15. Wenn man eine Lieblingszahl haben kann, dann auch eine Hasszahl. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Titel, 4:15. Also ehrlich, das ist doch keine Zeit um mit der Arbeit anzufangen. Wo ist Amnesty International, wenn man sie braucht? Ach ja, ich bin wahrscheinlich zu alt, um noch vor Ausbeutung gerettet zu werden... Immerhin geht's zum Kayakfahren. Mit 2 erfahrenen Kayakern 17km paddeln. Ich hab dann kleinlaut angemerkt, dass ich ja erst 2 Mal gefahren bin, und ob ich nicht zu langsam wäre. Kein Problem, Herr Sugimoto würde mein Kayak an seins schnallen und mich quasi mitziehen. Das wird ja überhaupt nicht unangenehm. Na sowas, schon 21:35 ich sollte mal besser schlafen gehen...

16 März 2009

Kayak fahren


ist echt awesome. Bis zu dem Moment, in dem man mitten auf offener See beiläufig mitgeteilt bekommt, dass es hier Hammerhaie gibt. Ich in einer Nussschale im Pazifischen Ozean und unter mir meilenweise Wasser. Und Haie.
Ansonsten war der Trip heute echt cool. Insgesamt 13km gefahren, vom Festland zu einer Insel, dort Onigiri gegessen und über die Felsen auf die andere Seite der Insel geklettert. Echt super schön. Aber auch sehr anstrengend. Vor allen Dingen der Hinweg, weil wir da gegen die Strömung angepaddelt sind. Aber die Insel hatte alles, was man sich wünschen kann: Korallen, Seepferdchen (die ich aber nicht gesehen hab), exotische Muscheln, glasklares Wasser und 2 kleine Strände...
Und natürlich hab ich mir gleich einen dicken Sonnenbrand geholt, wie es sich für eine richtige Deutsche gehört...

Kommunikation

ist manchmal gar nicht so einfach. Vor allen Dingen, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Gestern bin ich also in Hiwasa angekommen und erst mal in etwas verlegenem Schweigen mit Herrn Sugimoto vom Bahnhof zum Courant Marin Gebäude gelaufen. Dort angekommen haben wir uns dann per yahoo Übersetzer verständigt, aber ich habs natürlich dennoch geschafft, voll ins Fettnäpfchen zu springen. Er hat irgendwas von seinem Vater erzählt und ich hab verstanden, dass sein Vater seit 5 Jahren in China lebt. Also frag ich, ob sein Vater chinesisch spricht. Er schaut mich nur verwirrt an und tippt was in den Übersetzer, woraufhin in lese:
My father is dead since 5 years.
Super. Er sagt mir, dass sein Vater seit 5 Jahren tot ist und ich frage ihn, ob er chinesisch sprechen kann!
Und er hat mich gleich durchschaut. In Hiwasa gibt es viele Meeresschildkröten und sogar ein Museum, die auch ein paar Tiere haben. Er wollte also wissen, ob ich Lust hab bei der Aufzucht zu helfen und ich (ganz Mädchen): Jaaaa! Bis mir dann ein wenig später aufgegangen ist, dass das in erster Linie Fische zerhacken bedeutet. Mein japanisches Hobby ist also Schildkrötenverköstigerin.

15 März 2009

Attack of the Killer Bambi


Dieses Wochenende war Sightseeing Hardcore angesagt. Das Wetter war gut, die Kameras geölt – der Touristen Marathon konnte beginnen. Ich studier ja nicht umsonst Tourismusmanagement. Da lernt man von der Pike auf, wie man ein angemessener Tourist ist. Kein guter, aber ein angemessener. Dem Klischee entsprechen, meine Mittouristen taten es. Wenn ihr glaubt, dass Japaner viele Fotos machen, dann dreht mal ne Runde durch Venedig mit ein paar Taiwanesen im Schlepptau. Yukki und Tei haben beide halbprofessionelle Kameras und nichts war vor ihnen sicher. Aber von vorne.
Der Samstag ging mit Kimonoanziehen los. Dauerte lediglich 45 Minuten, danach sah ich aus wie eine Touristin, die versucht so auszusehen wie eine Geisha. Also lächerlich. Aber es war interessant auszuprobieren, wie wenig man sich in so einem Kimono doch bewegen kann. Obligatorische Fotos geschossen und innerhalb weniger Minuten alles ausgezogen.
Danach den Philosopher's Path entlang, bis zum Ginkakuji. Eigentlich der silberne Tempel, da er aber gerade renoviert wird, konnten wir nur den Garten bewundern. Das war aber auch sehr beeindruckend. Das Highlight des Tages: Französische Bäckerei entdeckt und erst mal lecker Brot gekauft...
Am Sonntag ging es dann nach Nara, eine Stadt im Süden von Kyoto. Dort haben wir den größten Buddha Japans gesehen und mussten uns vor dreisten Rehen in Acht nehmen. Warum eigentlich in Acht nehmen? Warum nicht in Sieben? Egal. Sobald die Biester geahnt hatten, dass man was essbares dabei hatte, haben sie nicht mehr locker gelassen. Horden verängstigter Touristen verschwanden fast unter dem Ansturm der Bambis, die verdammt noch mal die Kekse haben wollten. Und sie waren überall. In den Tempeln, in den Parks, auf den Bürgersteigen...
Wir sind der Bambizone (sowas wie die Zombiezone in Resident Evil) aber lebend entkommen und danach noch zu Marias Gasteltern gefahren, wo wir das größte Abendessen in der Geschichte meines Magens zu uns genommen haben. Und lecker war's auch noch. 3 Stunden lang haben wir gegessen, die Sünde der Völlerei kann ich also von meiner To-Do-Liste streichen.

Kyoto


Hab ich eigentlich schon erzählt, wie ich in Kyoto angekommen bin? Selbst wenn, erzähl ich es jetzt einfach noch mal. Zum mitschreiben. Ich hatte mit Yashi ausgemacht, Bus Nr. 205 (?) zu nehmen, in Shijo Kawaramachi auszusteigen, über die Brücke und dann von der Telefonzelle aus noch mal anzurufen, er würde mich abholen. Hab ich gemacht. Er ging aber nicht ans Telefon. Schade, dachte ich bei mir, aber was soll's. Versuch ich's halt auf eigene Faust. Gesagt, getan. Also gleich zum nächsten Restaurant und gefragt, ob sie das Ichi En Sou kennen (Adresse hatte ich natürlich mal wieder nicht aufgeschrieben – Versuch macht kluch). Kannten sie nicht, aber der ältere Herr, der Englisch konnte, schleppte mich sofort zur nächsten Polizeistation (Randnotiz: Es war keine richtige Wache, sondern nur ein kleines Häuschen mit einem Polizisten drin, aber es war keine Polizistenzelle oder so) und dann ging's los. Situation erklärt, Leute angerufen... Ich stand ein wenig hilflos daneben und murmelte nur ab und zu: „It's okay, I will just call him again, no problem.“ Der Polizist benutzte ca. 3 verschiedene Telefone und rief letztendlich noch mal bei Yashi an, der dies Mal auch ans Telefon ging und innerhalb von 2 Minuten da war, um mich abzuholen. Tja, keine 20 Minuten in Kyoto, schon muss man mich von der Polizei abholen. Das war mir echt peinlich. Ich weiß zwar nicht, was der Polizist gesagt hat, aber ich denke mal ungefähr das:
„Entschuldigung, hier spricht die Polizei. Wir haben hier eine verzweifelte Gaijin, die auf der Suche nach Ihrem Hostel ist. Könnten Sie sie abholen kommen, das Mädel scheint zu doof selbst den Weg zu finden... Ja, vielen Dank. Bis gleich.“
Letztendlich hab ich also doch ins Ichi En Sou gefunden, zum Glück. Mit Abstand das coolste Hostel ever.

05 März 2009

Tokio - Ein Memorandum


Kann man das überhaupt sagen? Und was heisst das? Egal, klingt jedenfalls gut und in meiner Sprache heisst das sowas wie Rückblick/Erinnerung. Also.
Es war ein mal, vor langer, langer Zeit (2 Tage), da war ich in Tokio. Ich könnte jetzt sagen, wo ich überall gewesen bin, aber das macht eher wenig Sinn, denke ich. Deswegen also nur die Highlights (werde versuchen eine googleMaps Karte einzubauen, bin aber grad zu faul). Am besten gefallen haben mir das Shinjuku Rathaus (wegen der Aussicht und weil man endlich mal einen Stadtplan von Tokio bekommen hat, nicht zu vergessen die gratis Faustsocken), Shibuya (mit den 1000 Game Hallen, Restaurants, Klamottenläden und Menschen) und Downtown. Hab vergessen wie der Stadtteil heisst, ist aber irgendwo bei Ueno.
Der Sprach- und Kulturkurs, den wir an der United Nations University hatten war auch awesome, in dem Zusammenhang waren wir 3 mal typisch japanisch essen (aber immer unterschiedlich) und auch in einer Karaoke Bar. Und wer anhand des Fotos errät, welches Lied wir als erstes gesungen haben bekommt nix, ausser der Gewissheit einen sehr guten Musikgeschmack zu haben. Oder so. Danach Dschingis Khan (in Japan wohl sehr bekannt) intoniert und ein japanisches Kinderlied vorgesungen bekommen – nice.
Auch sehr empfehlenswert sind die Minibars. Also nicht die im Hotel (als ob ich eine gehabt hätte...), sondern kleine Bars, in die maximal 6 Leute rein passen. Da haben Björn und ich es tatsächlich geschafft uns 3 Stunden lang mit dem Barkeeper zu unterhalten. Auf japanisch! Muss ein lustiges Bild gewesen sein, weil die Hälfte der Zeit einer von uns im Japanisch – Englisch Buch geblättert hat, verzweifelt auf der Suche nach Wörtern, und die andere Hälfte der Zeit hat der Barkeeper Wörter in sein elektronisches Wörterbuch getippt. War dann aber auch ein teurer Abend, für ein Bier und ein Sake (schmeckt wie sehr starker Weißwein, nicht so mein Ding) 1400 Yen berappt, also schlappe 12 Euro ungefähr.
Tokio ist zwar nicht meine Lieblingsstadt geworden (Kyoto ist auf dem besten Weg dahin), aber ich muss auf jeden Fall noch mal hin. Alleine um an der Strandpromenade in Odaiba entlang zu gehen und den Japanern dabei zusehen, wie sie Hunde für einen Spaziergang mieten...

Lukas der Lokomotivführer


wäre entzückt gewesen. Auf meiner Bahnreise gestern tschutschute der Zug durch echt schöne Landschaften, hab dann auch die Hälfte der Zeit verträumt aus dem Fenster geschaut. Ich hatte nämlich beschlossen nicht den Shinkansen zu nehmen, sondern ganz rural mit dem Bummelzug durch Japan zu zuckeln. Dauerte 8 Stunden anstelle von 4 (?), aber ich hatte ja Zeit. Brauchte ich auch. Denn das Ticket, dass ich in Tokyo gekauft hatte war nur für einen Expresszug gültig und nicht für die 2, die ich benutzen wollte. Deswegen wollten die netten Zugführer noch mehr Geld von mir haben, was ich ablehnte, weil ich eh schon so viel bezahlt hatte und es sonst preislich auf dem Niveau des Shinkansen geendet hätte. Ich hab aber nicht verstanden, warum sie mehr Geld haben wollten und sie haben nicht verstanden, warum ich nicht bezahlen wollte. Das ganze irgendwo im Nirgendwo, wo alle Schilder nur noch in Kanji geschrieben sind und nicht mehr auch in Romanji. Zum Glück hat dann ein anderer Japaner simultan übersetzt und ich hab dann beschlossen, den noch bummeligeren Bummelzug zu nehmen, da hab ich dann sogar noch Geld zurück bekommen und musste nichts mehr zahlen. Allerdings musste ich dadurch 3 Mal mehr umsteigen. Was sich auch schwierig gestaltete, aber mit der Hilfe von ein paar netten Japanern hab ich es geschafft. Ich hatte nämlich die Zeiten und die Bahnhöfe auf einem Zettel stehen, aber auch wieder nur in Schriftzeichen, so dass ich nur nach der Zeit umgestiegen bin, aber eigentlich keine Ahnung hatte wo ich war.
Dann hab ich auf dem letzten Teil noch einen Deutschen getroffen, dessen Eltern Inder sind und der seit 13 Jahren in Japan lebt... Alles klar. Fast so wie an dem Tag, an dem ich einen Japaner in der U-Bahn getroffen hab, der vor 20 Jahren 3 Jahre für die Japanische Botschaft in Bonn gearbeitet hat und dementsprechend Deutsch sprach. Ich weiß auch nicht, wie ich solche Leute immer treffe.

Lost in Tokio


Heute habe ich mich in Tokio verlaufen. Aaaaand I loveded it! War eigentlich cool, ich hab dann in einem Laden gefragt, wo auf der Karte ich mich befinde, aber das konnte sie mir auch nicht so genau sagen und hat immer auf das Rathaus von Shinjuku gezeigt (in dessen 45. Stock ich war, um diesen Ausblick zu geniessen), wusste aber auch nicht, ob wir nun südlich oder östlich oder wie auch immer davon waren. Dann haben sich noch 2 Japaner dazu gesellt, die mich letztendlich zu einer Bushaltestelle begleitet haben, damit ich von da aus nach Shinjuku fahren konnte, um in die U-Bahn für die Jugendherberge zu steigen. Die haben sogar noch gewartet, bis ich beim Busfahrer das Ticket gekauft hatte und haben mir dann zugewunken, als die Türen zugingen, das war niedlich. Hab mich wie kurz nach der Einkindergartung gefühlt (ja, selbst dahin musste ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren), als man brav in einer der ersten Reihen saß und seinen Eltern zugewunken hat, die auf dem Bürgersteig an der Bushaltestelle standen und gewartet haben, bis der Bus außer Sicht war... Hach.

Gar nicht mal soooo teuer


5 Minuten Internet – fast 1 Euro. Tsss, da lach ich doch. Ansonsten geht’s von der Preislage her. Im japanischen Fastfood Restaurant bekommt man für ca. 5 Euro eine Mizo Suppe (aus dem Automaten, schmeckt aber auch nicht viel anders als die handzubereiteten), unendlich viel Wasser, eine große Schale Reise, scharfen eingelegten Kohl, ein bisschen Salat und Rindergeschnetzeltes. Und im bookya Store kann man gebrauchte Bücher, CDs und DVDs kaufen, die aber fast unbenutzt aussehen. Ab 100 Yen, also weniger als 1 Euro. Eine Nacht in der Jugendherberge kostet mich 3600 Yen (30 Euro, bei einem Kurs von 120 Yen für 1 Euro), was angesichts der winzigen 8qm und geteiltem Bad/Toilette viel erscheint, aber für Tokio günstig ist. Außerdem liegt es im Yoyogi Park, also in Shibuyaaaa, quasi dem Zentrum der Stadt. Eine Fahrt mit der JR Line kostet zwischen 120 und 160 Yen, also weniger als in Hamburg. Wenn man sich ein bisschen umschaut bekommt man einiges sehr günstig, z.B. einen Adapter für 128 Yen und Kopfhörer für den Mp3Player für 9 Euro. Sehr empfehlenswert sind die 100 Yen Shops. Das Equivalent zu unseren 1 Euro Läden, aber wesentlich besser ausgestattet und nicht nur vollgestopft mit Kerzen und sinnlosem Dekokram. In einem 100 Yen Shop gibt es alles – Teller, Tassen, Gläser, Süßigkeiten, Getränke, Stifte, Kopfhörer, Nagelknipser, sämtlicher Hygienebedarf, Kalender, Schwämme, Socken, Taschen, Kuscheltiere, Besteck... Nur Wärmflaschen haben wir noch nicht gefunden. Womit wir bei Röcken angekommen wären: Aus vertraulicher Quelle habe ich die Information, dass die japanischen Schulmädchen das ganze Jahr über einen Rock tragen müssen. In Japan gibt es ja Schuluniformen und für die Mädels waren offensichtlich keine Hosen mehr übrig. Ich würde meine Tochter bei den Temperaturen so nicht aus dem Haus lassen, aber gut.

Naivität - ich hab sie

Und ein bisschen Dämlichkeit. Zusammen eine ungesunde Mischung. Vor allen Dingen, wenn man in einer Stadt wie Tokio sein Hostel finden will, ahem. Erst mal hab ich meine eigenen Notizen nicht richtig gelesen, bin also an einer Station ausgestiegen und raus aus dem Bahnhof, anstatt umzusteigen und die nächste Bahn nach Sangubashi zu nehmen. Bis mir die netten Herren vom McDonalds dann vorgelesen haben, was auf meinem Notizzettel stand. War mir nur ein bisschen peinlich. Also weiter nach Sangubashi. Echt jetzt? Nöö, dachte ich mir, nehm ich doch mal die falsche Bahn und fahr dann wieder zurück, macht viel mehr Spass. Hab ich dann auch getan. War super. Nach 3 Stunden Aufenthalt in japanischen Schienenfahrzeugen und mit einem 16kg schweren Rucksack auf dem Rücken, dazu noch meine Laptoptasche und ein kleinerer Rucksack – es war fast wie Wellness Urlaub. Letztendlich doch in Sangubashi angekommen. Und wie weiter? Hatte ich wirklich angenommen, dass ich aus dem Bahnhof komme und direkt vor mir die Jugendherberge ist? Offensichtlich, denn ich hatte mir keine Karte ausgedruckt. Also weiter durchfragen, die Adresse vom Yoyogi Youth Hostel hatte ich klugerweise auch nicht notiert, nur die Telefonnummer. Zwei Frauen aus einem Coffeeshop haben mir dann weiter geholfen und Hallelujah, nach weiteren 20 Minuten war ich endlich da! Zum Glück eine halbe Stunde, bevor die Rezeption geschlossen hat. Das Glück der Doofen, nennt man sowas wohl.