23 Juli 2009

Nackt mit nackten Frauen reden

I am doing it. In Japan geht man nämlich recht gerne ins Onsen, das ist eine Art öffentliches Bad. Wird übersetzt mit "Hot Spring", aber heisse Quellen sind es eher nicht. Auch hier gibt es wieder bestimmte Regeln, weswegen ich beim ersten Mal ein wenig verschüchtert war und gleich die erste (und einzige andere Frau im Raum) Japanerin angesprochen hab. Erst waschen und dann ins Becken oder doch anders rum? Sie hat es mir nett erklärt und ich hab es sogar verstanden. Awesome.
Am Anfang war es schon merkwürdig zusammen mit anderen Frauen Körperhygiene zu betreiben, aber mittlerweile hat es eine beruhigende Wirkung auf mich. Man kommt in den Vorraum, wo meist schon Frauen dabei sind, sich an- oder auszuziehen. Man legt selbst seine Sachen in einen Korb, macht die Tür zum Baderaum auf... Und ist inmitten einer nassen Oase der Ruhe, die gefüllt ist mit warmem Wasserdampf. Wasser plätschert, Frauen aller Altersgruppen sitzen vor Spiegeln und duschen sich gründlich, bevor sie in eines der heissen Becken steigt. Je nach Onsen gibt es davon relativ viele, mit Whirlpool, verschiedenen Temperaturgraden und teilweise sogar draussen. Der Eintritt kostet meist um die 500 Yen, also rund 4€. Am Ende dusch ich dann noch ein Mal kalt (jedenfalls jetzt im Sommer), bevor ich in den Vorraum gehe und mich wieder anziehe. Dort gibt es auch immer eine Spiegelwand mit Fön und Stühlen, manchmal sogar Haarbürsten und Bodylotion. In jedem Fall ein sehr entspannendes Erlebnis, weil man sonst eher nicht so oft ein richtiges Bad nimmt, sondern nur schnell duscht. Solltet ihr also mal in Japan sein, ruhig ausprobieren :)

20 Juli 2009

Die mit dem Australian Shepherd tanzen

Wir sind Hund! So würde vermutlich die Bild titulieren, man könnte aber auch sagen: Meine Familie ist um ein Mitglied größer geworden! Und zwar um die kleine Hündin Cara, hier ist sie: (Ausrufe des Entzückens sind erlaubt)



Und noch ein Grund mehr, nach Hause zu kommen. Neben den 2 Fohlen. Ach ja, da wären ja auch noch diese... na, wie heißt es noch gleich? Ach ja, Menschen! Freu mich schon auf den 14. August :)

19 Juli 2009

Mjam 3

Wohoo, noch mehr Essen.

Teil 3: Immer noch typisch japanisch

1. Takoyaki. Hatte ich ja versprochen. Sind kleine Teigbällchen, in die man ein Stück Oktopuss hat fallen lassen. Teigbällchen an sich sind schon mal ein Plus (sowieso alles, was mit Teig zu tun hat), aber der Teil mit dem Oktopuss... Manchmal schmeckt es echt gut, aber manchmal ist mir zu viel Oktopuss dabei.


Eine Frau beim Takoyaki... machen? Backen? Wie auch immer.

2. Sushi. Wie konnte ich nur so lange nicht davon reden? Ganz ehrlich, so oft essen Japaner kein Sushi. Ich selbst hab es erst 3 mal gegessen, seitdem ich hier bin. Schmeckt aber echt gut. Und das mit dem Laufband ist schon cool. Man fühlt sich so ein bisschen wie auf der Jagd. Aufmerksam wird alles beobachtet, was vorbeifährt und dann, zack, schlägt man zu. Also nicht wirklich, man streckt nur die Hand aus und nimmt den Teller vom Band, aber hey. Urban Hunting. Und dann war da das eine Restaurant in Kyoto, wo man per Computer extra was bestellen konnte und das kam dann auf einem Extralaufband per Shinkansen angefahren. Hihi.



3. Sashimi. Ist im Prinzip wir Sushi, bloß ohne den Reis. Also nur roher Fisch. Wobei es natürlich noch eine Reisschüssel extra gibt. Hier kommt es sehr auf die Qualität des Fisches an, kann aber echt gut schmecken. Außer, wenn es sich um rohe Muscheln oder rohen Oktopuss handelt... Und ja, auch das hab ich gegessen. Der Höflichkeit halber. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einer protestierenden Speiseröhre [O-Ton: "Das kommt mir nicht durch meinen Schlund, was denkst du dir da, Mia! Hey, ich bin Teil deines Körpers, du kannst nicht einfach alles in mich hineinstopfen!"].



4. Pickles. Eingelegtes, yummi! Eher nicht. Die Japaner legen echt alles ein, aber ich hab meistens keine Ahnung, was es letztendlich ist. Die kleinen Gürckchen, mit denen kann ich leben, der Rest... Diese grell gelben oder roten sauren Scheiben irgendwas - ne, danke. Gibt es eigentlich immer zum Essen, meist auf einem kleinen Extra-Teller.

5. Mizo-Suppe. Ist auch bei jedem traditionellem Essen dabei. Anfangs wirklich gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile find ich's ganz okay. Kommt auch immer darauf an, wo man sie trinkt. Gibt halt Läden, die haben es drauf, und andere, die haben es nicht drauf. Wenn man mich aber fragt, ob ich eine haben will, dann sag ich eher nein als ja.

6. Reis. Nochmal: Reis! Ja, mit Ausrufezeichen sieht das gleich viel besser aus. Denn japanischer Reis ist awesome! Hach, ich würd ja ein Gedicht über den Reis schreiben, aber ich hab meine Schachtel mit Reimen in Deutschland gelassen. Ich könnte ihn jeden Tag essen und tue es auch. Außer in speziellen Ausnahmefällen. Wenn z.B. ein großes Erdbeben die gesamt Ernte zerstört oder so. Da ich eh ein Paket nach Deutschland schicken muss, werd ich da mal 2 bis 3 kg japanischen Reis mit rein legen.

Newsticker

Rochen unterm Kayak durchgeschwommen, wtf! Kugelfisch mit putt-putt Geräusch direkt unter der Ozeanoberfläche im Kreis geschwommen. Fliegender Fisch 5m vor mir aus dem Wasser geschossen [bytheway: Fliegende Fische sind ja wohl die Arschlöcher der Evolution. "Hey, wir können unter Wasser atmen UND fliegen! Was kannst du?"].
Nachts unterm Sternenhimmel mit Gummistiefeln im Fluss rumgestolpert und Garnelen mit einem Kescher gefangen. Neue Brille. Mit der Seilbahn auf den Augenbrauenberg gefahren und dort ein Museum über einen Portugiesen ganz alleine unsicher gemacht.
Ventilator (der den Namen "Airmate" trägt, ohne Schmu) zu meinem neuen besten Freund erklärt. Kühle Wassermelone an einem heissen Tag gegessen. Immer noch nicht den Bafög Antrag ausgefüllt. Mehr Eis zu mir genommen, als gut tut. Mit Schnorchel und Schwimmbrille (das hört sich komisch an, oder? Schwimmbrille...) im Pazifischen Ozean getrieben und kleine blaue Fische zwischen Anemonen hin und her flitzen sehen. Das kleine Kind, dass seine winzigen Händchen ausgestreckt hat, damit ich einen kleinen Einsiedlerkrebs hineinlegen kann. Um ihn dann vergnügt ins Wasser fallen zu lassen.
Abends Eistee bei Tani-san, die mir lachend ihre alten Hochzeitsfotos zeigt. Die kreischenden Mädchen im Schildkrötenmuseum, die bei jeder kleinen Bewegung der Skiturtle vor Bewunderung fast ausgerastet sind, während meine Kollegin und ich versuchten unser Lachen zu unterdrücken. Der Polizist mit rot leuchtendem/blinkendem Polizeiknüppel, der auf dem Fußweg der Brücke den Fußgängerverkehr geregelt hat. Die grellen Lichter auf dem Jahrmarkt, der Geruch nach Takoyaki (darüber schreib ich im nächsten Essensteil mal), gratis Handfächer und ein Kobe-san, der mir begeistert seine Sammlung von Hirschkäfern zeigt.
Die Show meines Awa Odori Tanzvereins. Eine echt gute Vorstellung, die Leute klatschen am Ende wie doof, auf ein Mal geht die Bühnenbeleuchtung aus und ein Lichtkegel richtet sich in die Mitte des Publikums, wo ein Alien steht. Ich schwör's. Auf mein Leben, Alter. Also da stand wirklich ein Kind (?) in einem silbernen Anzug mit Plastik-Alienkopf und wurde von einem Mann zur Bühne geleitet, wo es dann zusammen mit dem Rest der Awa Odori Truppe einen Moment getanzt hat. Japan, ohne Worte.

Boah, Präsenz und Präteritum im Dreiklang. Da müsst ihr jetzt durch. Oder seid es schon, wenn ihr von oben nach unten gelesen habt.

14 Juli 2009

Hokkaido Extra

Ja, wer hätte das gedacht. Da zaubert sie noch eine Geschichte von der Kartoffelschokoladeinsel aus dem Ärmel (Kartoffelbonbons mag ich übrigens nicht, nur zur Info).
Am Montag war ich den ganzen Tag alleine unterwegs, hauptsächlich in Sapporo, der Hauptstadt Hokkaidos. Währenddessen ist eigentlich nichts weiter aufregendes passiert (bis auf dem Moment, als ich eine Bäckerei entdeckte, die Brezeln verkaufte - leider zu dem Zeitpunkt schon ausverkauft. Wie grausam kann das Leben sein?), bis zu dem Zeitpunkt, als ich mit dem Zug nach Otaru fahren wollte, weil von da aus die Fähre zurück nach Maizuru fuhr. Ich hatte mit Sugimoto-san abgemacht, dass wir uns um 22.00 am Haupteingang des Bahnhofs von Maizuru treffen würden. Also bin ich um 21.10 Uhr auf Plattform 4, wo die Japaner schon brav Schlange gestanden haben. Der Zug sollte um 21.15 Uhr abfahren. Es wurde 21.15 Uhr. Es wurde 21.20 Uhr. Es wurde 21.30 Uhr. Ich frag eine Japanerin neben mir: Aber der Zug fährt schon, oder? Ja, würde er, und noch etwas unverständliches Gebrabbel. Okay. Es wurde 21.40 Uhr. Ich wurde langsam richtig nervös. Bin also zu einem der Schaffner gegangen, ob der Zug denn nun wirklich fahren würde. Ja, aber vermutlich mit einer Stunde Verspätung oder so, es hätte einen Unfall gegeben... Ach so. Na dann. Schön, dass man mir das auch mal mitteilt.
Also schnell zum Telefon, Sugimoto-san bescheid gesagt, dass ich in Sapporo festsitzen und jetzt nach einer anderen Verbindung suchen würde. Zum Schalter gerast, Ticketpreis erstattet bekommen (ohne jegliche Probleme, geht das in Deutschland auch?) und zum Busterminal gehetzt. Und weil mein Name GlücksschweinMia ist, fuhr genau 5 Minuten später ein Bus nach Otaru. Ich bin sogar noch vor der Meute der anderen versetzten Zugfahrgäste angekommen, so dass ich den letzten Sitzplatz bekommen hab.
Tja, wie sollte ich nun Sugimoto-san wissen lassen, dass ich um ca. 23.00 Uhr (eine Stunde später als geplant) am Otaru Hauptbahnhof ankommen würde? Richtig, einfach das Handy des Sitznachbarn schnorren. Hab ich dann auch gemacht und so vereinbart, dass wir uns um 23.00 Uhr am Bahnhof treffen würden. Jedes Mal, wenn der blöde Bus an einer roten Ampel stehen blieb, dachte ich: Wer hat die Dinger eigentlich erfunden? Und wer ist dieser Idiot, der sich daran hält und wirklich stehenbleibt?!
Endlich waren wir angekommen, ich raus aus dem Bus, schnell in das Auto von Sugimoto-san gesprungen, mit ca. 100 Sachen zum Fährhafen gefahren und dort 5 Minuten vor Abfahrt angekommen. Pfa. Girigiri sagt man dazu in Japan.

Übrigens: Herzlichen Glückwunsch an meinen Opa, der heute Geburtstag hat :)

11 Juli 2009

Sorry

das hier grad nichts passiert. Hab ein wenig viel um die Ohren und damit meine ich nicht eine Mütze oder so. Ab Dienstag hab ich dann wieder ein bisschen mehr Zeit und erzähle euch, wie ich fast in Hokkaido geblieben wäre. Ha, jetzt hab ich es doch noch raus mit dem Spannungsbogen. Glaub ich.

04 Juli 2009

Firmengespräche

Ich brauchte irgendwas, um irgendwas abzutrocknen, weiß schon nicht mehr was. Sugimoto-san gibt mir ein altes T-Shirt mit einem hässlichen Kerl in blau drauf.

S: Das hab ich von einem Wrestling Konzert, auf dem ich mal war. Der Kerl ist echt ziemlich übel.
M: Aha. Sieht schon, ähm... furchteinflössend aus.
S: Ja, lustige Geschichte. Ich saß relativ weit vorne und auf ein Mal springt der Typ aus dem Ring...
M: Um Ihnen das T-Shirt zu schenken?
S: Ne, er hat mich in den Schwitzkasten genommen und dann verprügelt.
M: Was? Wieso das denn?
S: Keine Ahnung, einfach so.
M: Und als Entschädigung gab's dann das T-Shirt?
S: Nö, das hab ich mir selbst als Erinnerung an den Abend gekauft.
M: Oh ja, precious memories...

Die Japaner.

03 Juli 2009

Was für's Auge

Hokkaido

Der Grund für die gähnende Leere in diesem Blog, die fehlende Tinte auf dem blütenweißen Papier, das unangenehme Schweigen im Raum. Denn ich war dort, im hohen Norden Japans, wo es Kartoffelschokolade gibt, wo beleibte Ärzte aus ihren Kayaks fallen, wo man eine Pferdestraße entlangfahren kann und wo es oft nach faulen Eiern riecht. Aber von vorne.
Ohara-san und Moriyoka-san vom Flughafen abgeholt, zum Mittagessen rohes Fleisch (was ich erst merkte, als ich es im Mund hatte, da es kleingeschnitten war und aussah wie Bacon) und zum Nachtisch eben erwähnte Kartoffelschokolade. Oh ja, von KitKat. Die Special Edition, und ich hab eine der letzten erwischt, yay! Hier noch mal in voller Pracht:



Und sie schmeckt überraschenderweise sogar ganz gut. Wobei mein Chef nur trocken anmerkte, dass das daran liegen müsse, dass ich Deutsche sei... Soviel zu einer vorurteilsfreien Welt.
Nachmittags dann die Kayaks zusammengezimmert und zu einem geheimen See gepaddelt, den wir aufgrund der hohen Mückenpopulation allerdings schnell wieder verließen und dabei am Hügel der singenden Kaninchen vorbei kamen. That's Japan.
Am nächsten Tag ging's früh los, auf einem spiegelglatten See die fliegenfischenden Angler in der Nähe des Ufers schnell hinter uns gelassen, um auf der anderen Seite natürliche heiße Quellen vorzufinden. Daher auch der Geruch nach Schwefel (= faulen Eiern). Also erst mal die Beine ins warme Wasser baumeln lassen, das war schön.
Am selben Tag ließen wir unsere Kayaks dann einen schlammigen Fluss hinuntertreiben, zu der glasklaren Atmosphäre am Morgen ein starker Kontrast. Ich fühlte mich an die Everglades erinnert, obwohl ich da noch nie war. Wir waren erst ein Stück den Seitenarm flussaufwärts gerudert, wo uns ein Herr in merkwürdig gefärbtem Kayak ganz alleine entgegen gepaddelt kam. Schon da dachte ich: Na, so ganz alleine und relativ unbeholfen... Das könnte spannend werden.
Wurde es dann auch. Wir drehten um und ließen uns von der schnellen Strömung des Hauptflusses treiben, als wir nach vielleicht 20min. Eine Stimme hörten: "Sumimaseeen [=Entschuldigung], könnten Sie mir vielleicht helfen?" Jedenfalls glaube ich das. So wirklich verstanden hab ich den Kerl nicht, der etwas verloren und nass am Flussufer stand, während wir vorbeitrieben. Ohara-san erklärte mir, dass er gekentert war (hatte ich mir komischerweise gedacht) und er versuchen würde zu Fuss weiter zu gehen, aber wir sollten doch bitte seiner Frau sagen, dass alles in Ordnung wäre, die würde nämlich ein paar Kilometer flussabwärts auf ihn warten und vielleicht etwas besorgt, wenn sie das leere Kayak vorbeitreiben sähe. Wir konnten ihn leider nicht mitnehmen, dafür sind die Kayaks zu klein. Des Mannes Situation war aber etwas schwierig, da der Fluss nicht in einem festen Ufer endete, sondern in einer Art Sumpf mit Bäumen, die aus dem Wasser empor wuchsen und so weiter. Wie gesagt, Everglades. Vielleicht noch mal 20min später hatten wir das Kayak dann eingeholt und eingesammelt, um der Frau (die an dem Ort stand, der auch unser Zielpunkt war) mitteilen zu können, dass mit ihrem Mann alles in Ordnung sei. Dann Polizei gerufen und das nächste Kayak kam an, der Guide hatte schon seinen Leuten Bescheid gesagt, damit sie ein Motorboot vorbeischicken und und und. Für die heldenhafte Rettung des Kayaks wurden wir dann zum Mittagessen eingeladen, nice.
Ein anderes Highlight war die Kayaktour zu den Seerobben. Oh ja, Robben! Und sie waren so süß! Wie sie in einige Entfernung neben den Kayaks schwammen, die kleinen Köpfchen mit den großen Kulleraugen aus dem Wasser streckend... Awesome. Dann war da noch der Moment, in dem wir angehalten haben, um ein Eis zu kaufen und ich danach schnell zu einer kleinen Weide gelaufen bin, auf der süße Ponies Grashalme rupften. So war ich also dabei, aus meiner einen Hand das Eis zu schlemmen, während das kleine Pony genüßlich meine andere Hand abschlabberte.
Am nächsten Morgen ging es dann auf einen Vulkan, so in echt und wirklich. Da roch es dann auch nach faulen Eiern, aber das war okay. Und schon war der Spuk wieder vorbei, noch einen Tag alleine Sapporo unsicher gemacht und dann zurück nach Tokushima. Diese Information nur für diejenigen, die bis hier unten durchgehalten haben :)