28 Mai 2009

Japanese Signs 1

Baustellen in Japan sind schon speziell. Eigentlich sind es gar keine Baustellen, sondern kleine Enklaven. Würde mich nicht wundern, wenn in jeder Baustelle eine Regierung gewählt wird, alles sehr organisiert. Wenn man auf eine Baustelle zufährt warnen einen erst mal um die 20 Schilder, dass gleich eine Baustelle kommt. Mindestens eins von denen sieht dann so aus:


Da verbeugt man sich also sinnbildlich und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Erklär das mal den Leuten, die für die deutschen Baustellen verantwortlich sind. Als nächstes kommt dann ein Mensch mit einer grellen Fahne in der Hand, die er jedes Mal hoch hält, wenn ein Auto vorbeikommt. Bei Regen, Schnee und Hagel. Dann gibt es mindestens einen Menschen, der direkt vor der Baustelle mit einer roten und weißen Fahne ausgestattet ist und die Autos durchwinkt. Je nach Länge der Baustelle gibt es in der Mitte auch noch mal einen. Dazu noch blinkende Lichter und umherwuselnde Japaner in Uniform, fertig ist die japanische Baustelle.

24 Mai 2009

Spinnen totstarren

Kann ich leider nicht. Hab's eben erfolglos während 10 langer Minuten versucht. Die Spinne auf der Küchentür, ich auf dem Küchentisch. Im Hintergrund lief "Weapon of Choice", wie passend. Hab dann die Taktik der Feigheit Konfliktvermeidung gewählt und bin durch die Eingangstür raus, um durch meinen Terrasseneingang wieder in mein Zimmer zu gehen. Damit hast du nicht gerechnet, Spinne! Bleibt nur das unangenehme Kribbeln im Nacken, weil sie ja doch irgendwie noch im Haus ist...
Schnell, Themawechsel. Riverkayak, im Volksmund auch Flusskayak genannt. Done it. Auf der Fahrt zum Fluss meinte Sugimoto-san großzügig:"Wenn du kein einziges mal kenterst, dann bekommst du nachher ein Eis!"
Meine erste Reaktion:"Yeah, Eis! Ich werd mein Bestes geben." Einen Augenblick später dachte ich mir nur: Mooooment. Wenn ich ein Eis haben will, dann kauf ich mir selbst eins! Ich bin ja keine 8 Jahre mehr, oder wie? Sehr schön aber, wie ich mit meinen 22 Jahren gleich glänzende Augen bei dem Wort Eis bekommen hab. Hab dann nachgefragt, wie oft ich denn seiner Meinung nach kentern werde und er meinte nach kurzem Überlegen: 2 Mal.
Und wie oft bin ich gekentert? Ganze 3 Mal. Ich dachte mir halt, dass ich einfach noch einen drauf setze. 2 Mal kentern, dass kann ja jeder! Mein Kayak also kieloben und ich in den wilden Fluten des Flusses, klammer mich an Paddel und Boot und schieße knapp an unzähligen Felsen vorbei, bevor ich in einem ruhigeren Abschnitt etwas Atem schöpfen kann [okay, leicht übertrieben, aber ganz ungefährlich war's vielleicht wirklich nicht]. Und was macht mein Chef? Er lacht mich aus. Danke! Ich stehe tropfnass im halbhohen Wasser, während er vor sich hin giggelt... Hab dann halb entrüstet und halb belustigt versucht meine Würde zu bewahren und ihn angeraunzt, dass er gefälligst aufhören solle zu lachen, ich würde hier schliesslich arbeiten. Hat ihn leider auch nicht beeindruckt. Ich muss offensichtlich an meinem bösen Blick arbeiten.
Das Kentern an sich war aber echt nicht schlimm, es war ein ziemlich heisser Tag und ich war für die Abkühlung relativ dankbar. Sugimoto-san hat mir dann später noch großzügig erlaubt, ihn auszulachen, wenn er mal kentern sollte. Schade nur, dass die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering ist.

22 Mai 2009

How to survive a boring meeting

Manchmal könnte ja der Verdacht aufkommen, dass ich nur Sport betreibe während meines Praktikums und ja gar nichts fürs Studium lerne, hehe. Aber auch mein Leben besteht nicht nur aus Kayakfahren und Trailrunning, ein anderer großer Teil wird von Meetings eingenommen. Meetings... Leute diskutieren, Ideen werden ausgetauscht, Beschlüsse gefasst. Glaube ich. Denn ein zentrales Problem kann nicht so leicht wegdiskutiert werden - ich kann kein japanisch. Oder zumindest nur ein bisschen und dann kommt noch dazu, dass hier in Hiwasa ein netter Dialekt gesprochen wird, den ich absolut nicht verstehe. Außerdem würde meine Position als Praktikantin es mir eh nicht erlauben das Wort zu ergreifen, selbst mein Chef spricht manchmal nur sehr wenig in solchen Meetings. Aufgrund eines konstanten Schlafmangels stellt es sich also etwas schwierig dar, während dieser wichtigen Sitzungen nicht einzunicken, weswegen ich ein paar Techniken entwickelt habe, um mein Gehirn am Laufen zu halten. Es folgen also die wichtigsten Tipps, um ein langweiliges Meeting zu überleben.

1. Gedichte schreiben. Man tut so, als würde man wichtige Details der Diskussion festhalten, aber in Wirklichkeit mutiert man zu Goethe. Hier ein Auszug meines neuesten Werks, am Mittwoch erstellt:
"Ich bin in einem Meeting
und beobachte Nasenhaare. [Der Typ, der mir gegenüber saß, hatte eine beachtliche Menge davon]
Am liebsten würd ich jetzt sing' [okay, scheiß Reim, aber egal]
Tutti Frutti oder Frutti di Mare. [nicht vergessen, ich war halb am einschlafen]
Meine Arme tun ein bisschen weh,
vom vielen Kayakfahren.
Trank grade aus Langeweile Kaffee, [mehr dazu in Tipp 2]
wie lange muss ich noch ausharren?"
2. Barmixer. Bei den meisten Meetings wird immer was zu trinken serviert, hauptsächlich Kaffee. Mag ich eigentlich nicht, aber man nimmt halt, was grade da ist. Der Trick besteht darin, erst ein bisschen Milch einzugiessen, probieren, noch ein bisschen mehr Milch, wieder probieren, und so weiter. Zwischendurch rühren und die Tasse auf dem Tisch hin und her schieben. Den Zucker verwende ich inzwischen (als Profi) für ein anderes Manöver und damit wären wir schon bei
3. Zuckerverköstigen. Der Zucker kommt meistens in diesen länglichen Papiertuben und das gilt es auszunutzen. Unter dem Tisch ein bisschen Zucker auf den Zeigefinger und dann schnell, wenn keiner schaut, an den Mund geführt und abgeleckt. Hört sich nicht sonderlich spannend an, aber wenn man seit einer Stunde in einem Meeting sitzt und nichts versteht, dann ist das der absolute Adrelaninkick. Ohne Scheiß.
4. Copycat. Leute imitieren, ein großer Spass. Man sitzt in einem Meeting und kopiert unauffällig die Haltung der Mitmeeter. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, wenn man erwischt wird, ist es vermutlich nicht mehr so lustig. Also zwischendurch Leute wechseln und nicht zu offensichtlich agieren. Der Wahnsinn, was Menschen mit Kugelschreibern anstellen können.
5. MeetingmaterialCollage. Hierbei nutzt man die vorhandenen Materialien zu eigenen künstlerischen Zwecken. Heute z.B. hab ich auf der Landkarte verschiedene Fischarten ins Meer gemalt und in der Küstenlinie einen Mann mit Schnurrbart entdeckt, guckst du hier:

Tja, das wäre soweit alles, was bis jetzt mein Überleben in langweiligen Meetings gesichtert hat. Als Profi schaffe ich es natürlich während der ganzen Zeit aufmerksam auszusehen und so zu tun, als ob ich noch nie etwas interessanteres gehört hätte. Jemals.

19 Mai 2009

Sommer

Generell eins von den Dingen, auf die man sich freut. Sonne, Strand, blablabla. Gibt's hier in Japan auch. Offensichtlich ist das aber nicht das einzig schöne, was der Sommer mit sich bringt. Ich hatte schon gehört, dass es hier relativ feucht werden soll, aber die Konsequenzen waren mir nicht ganz klar. Erst mal kommen so ziemlich alle Nahrungsmittel in einer Tüte mit einem dieser kleinen Plastikpäckchen, auf denen groß draufsteht: DO NOT EAT, weil da die Kügelchen drin sind, die die Feuchtigkeit aufsaugen sollen. Nerven nur ein bisschen.
Dann wäre da noch das Thema Insekten. Faustformel: Je größer die Hitze desto größer die Insekten. Ist ja okay, aber nicht in meinem Zimmer! Handtellergroße Spinnen, große Tausendfüßler. Nicht ganz mein Ding. Auch die anschauliche Darstellung meines Chefs, wie die Spinnen dann nachts über mein Gesicht laufen, während ich schlafe, haben nicht zu meiner Beruhigung beigetragen. Komischerweise. Aber jetzt kommt der Hammer. Feuchtigkeitskügelchen, Spinnen und Tausendfüßler - mag ja noch angehen. Bis Sugimoto-san mir erzählte, dass er in der Grundschule einen Freund hatte, dem aufgrund der Feuchtigkeit Pilze auf dem Kopf gewachsen sind!!! WHAT?!?! Ich meine, wie geht denn sowas??? Hab natürlich sofort gefragt, ob der sich nur ein Mal im Jahr die Haare gewaschen hat, aber nein, angeblich jeden zweiten Tag. Ich weiß gar nicht... ich meine... das geht doch nicht! Pilze sind an sich schon eher unappetitlich, aber dann auf dem Kopf??? Wargh.
Ein gutes hat der Sommer dennoch. Angeblich werden dann die Wassermelonen günstiger. Noch günstiger als 19€? Sachen gibt's...

15 Mai 2009

Eine Woche voller Awesomeness

neigt sich langsam dem Ende zu. Der Anfang ließ sich schon sehen, quasi der Klimax vor der Spannungssteigerung - ich hab im Deutschunterricht gefehlt, als es um das korrekte Erzählen von Geschichten ging. Ich hatte frei! 3 Tage am Stück, 72 lange Stunden. Wahnsinn. Hab mich morgens aufgemacht und bin mit der Bimmelbahn nach Tokushima, um da einen Bus nach Kochi zu nehmen. Kochi, das Land, in dem Träume wahr werden und Wunder Wirklichkeit. Oder so. Irgendwann nachmittags angekommen, die Tourist Info am Bahnhof für mehrere Stunden lahm gelegt und erfolgreich 2 Übernachtungen in einem traditionellen Japanischen Gasthaus gebucht. Da bin ich dann auch nach dem Kauf von FlipFlops (wie konnte ich so lange ohne überleben?) hingetingelt und wurde von einer süßen alten Dame empfangen. Hund neben der Couch, Zimmer mit Futon.
Die nächsten Tage besichtigte ich das Schloss, betrieb ein bisschen Sightseeing und fühlte mich wie Indiana Jones, als ich die Tropfsteinhöhlen von Ryulalala erkundigte. Jungfrau Maria und Buddha inklusive. Sehr schnell war auch schon wieder Mittwoch abend und ich machte mich wieder auf den Weg nach Hiwasa. Doch damit war die Awesomeness noch nicht vorbei, weit gefehlt! Am Donnerstag Nachmittag stachen mein Kayak und ich in See, zum ersten Mal alleine, yay. Vielleicht bin es ja auch nur ich, aber der Ozean ist einfach nur cool. Bin ruhig zwischen den Felsen dahingetrieben und hab die Fische unter mir beobachtet, die Quallen, Algen und Korallen. Dann an einem Strand Pause gemacht und Schnecken, Muscheln und Krebse gesammelt - nice. Heute morgen dann ein neues Kapitel Awesomeness: Surfen! Junko-san und ich mit Neopren Anzug und Surfboard am Strand... a Draum. Gar nicht mal so einfach die Sache, lasst es euch gesagt sein. Hab's nicht wirklich gebacken bekommen, aufzustehen, aber war trotzdem Phun! Erst mal mit dem Board klar kommen war meine Devise. Werde definitiv einen nächsten Versuch starten. Wellen, nehmt euch in Acht, mwahaha!

10 Mai 2009

Jobinterview

Sugimoto-san, Owa-san und ich saßen am Tisch und starrten auf das kleine Häufchen Elend, das sich um den Job bewirbt. Der tat mir echt leid, ein kleines Männchen und sehr nervös. Dabei waren wir gar nicht böse. Zumindest soweit ich verstanden hab. Ich wurde während des statischen japanischen Rauschens von einer Spinne abgelenkt, die quer hinter dem Bewerber über die Wand krabbelte. Und als ich dann in einer Ecke der Küche einen Karton mit der Aufschrift "Kitchen Scale" sah, hätte ich vor Empörung fast was gesagt. Da back ich seit eh und je immer nach Gefühl und hab nur einen Messbecher, der Milliliter und Mehlvolumen anzeigt, während eine Küchenwaage seelenruhig in der Ecke vor sich hinschlummert? Schön, dass mir so was verschwiegen wird. Sugimoto-san unterbrach meine Gedankengänge, ob ich noch eine Frage an den Kandidaten hätte.
Ich: "Was für Musik hören Sie gerne?"
Bewerber:"Bruce."
Ich: "Bruce? Ist das ein japanischer Sänger?"
Owa-san: "Nein, Bruce. Das ist amerikanische Musik."
Ich: "Mh, kenn ich nicht. Bruce..." [Dachte an einen Rapper oder so.]
Sugimoto-san: "Doch, das kennst du. Bruce."
Ich: "Achsooooo. Blues! Ihr meint Blues!"
Sugimoto-san: "Ja, haben wir doch gesagt. Und, was sagst du zu seinem Musikgeschmack?"
Ich: "Geht in Ordnung, er kann bei uns anfangen."

Solche Situationen gibt es öfter. Wenn wir auf dem Ozean paddeln und Sugimoto-san sagt, dass wir zu dem Lock da drüben fahren. Aha. Welches Schloss? Ne, zum Lock. Achsooo, der Rock [=Stein]. Ist aber eigentlich ganz lustig. Japaner können nämlich sehr wohl ein 'r' aussprechen, aber immer nur dann, wenn sie eigentlich ein 'l' sagen sollten. Japanisches Englisch ist echt speziell, ich bin froh, dass ich danach (hoffentlich) in Schottland weiter studiere, sonst verkommt mein angelsächsisch hier noch ganz :)

07 Mai 2009

Mein erster Halbmarathon

Ich bin ihn gestern gelaufen. 22km in runden 2 Stunden. Damit ist es also offiziell, ich bin awesome ;) Ne, im Ernst. Ich war selbst von mir überrascht. Am Dienstag abend meinte Sugimoto-san nur beiläufig, dass wir am nächsten Tag von Mugi nach Hiwasa laufen, also 22km. Ich sagte bloß: "Okay." und beschloss nicht weiter drüber nachzudenken. Am Mittwoch vormittag eine kleine Kayaktour gemacht (nach Ewigkeiten mal wieder einen Gaijin getroffen, Ben aus England) und nach dem Mittagessen ging's dann los. Ich vorweg, weil ich ihm vorher gesagt hatte, dass ich in meinem Tempo laufen würde und nicht in seinem, was er stillschweigend akzeptiert hat. Das Wetter war relativ warm und der große Vorteil der ganzen Sache: Wir sind auf der Straße gelaufen. Das heisst: Keine Steine, keine megasteilen, kilometerlangen Treppen und überhaupt sehr entspanntes Laufen. Es ging schon ein bisschen bergauf und bergab, aber das war eigentlich kein Problem.Ich konnte das ganze sogar geniessen, die Landschaft war voll schön und wir haben eine Schlange, mehrere Affen und Eidechsen auf dem Weg gesehen. Sehr wenig Verkehr und das knarzende Geräusch der Zikaden im Hintergrund... Nice.
Von der Kondition her war es echt kein Problem, nur meine Knie und Fusssohlen haben sich dann irgendwann wegen des vielen hoch und runter Laufens beschwert. Hallo, kann mir grad jemand noch mal sagen, dass ich gestern wirklich ohne größere Schwierigkeiten 22km gelaufen bin? Irgendwie glaube ich es selbst noch nicht. Gegen die 90km Fahrradtour oder auch nur die 13km Laufstrecke über die Berge war das hier fast ein Kinderspiel. Jetzt bin ich selbst schon eine von diesen ekelhaft sportlichen Personen geworden, oder wie? Wenn ich wieder in Deutschland bin, werd ich als einzigen Sport nur noch Tischkicker betreiben, so kann es ja nicht weitergehen.

05 Mai 2009

10 Dinge, die man über meinen Chef wissen sollte

Wenn möglich, bevor man ein Praktikum in seiner Firma anfängt :) Falls ihr das vorhaben solltet, kommen hier die 10 Dinge, die man über meinen Chef wissen sollte. Fangen wir mal mit dem Knaller an.

1. Wir sitzen im Auto und führen ein ziemlich interessantes Gespräch.
S: Ich verrate dir jetzt mein größtes Geheimnis.
Ich: Ähm, okayyyy. [Stellte mich auf Von Aliens entführt und als Forschungsobjekt missbraucht oder Bis vor 3 Jahren war ich eine Frau ein.]
S: Ich kann nicht schwimmen.
Ich: Ne. Nicht im Ernst, oder?
S: Doch, ehrlich. In einem Pool ohne Wellen schaff ich vielleicht 10m am Stück, bevor ich absaufe.
Ich: WAS?!?! Aber... Sie sind doch Kayakguide und wie kann man denn da nicht schwimmen können???
S: Oh, viele Kayakleute können nicht schwimmen. Ich halt auch nicht.
Fakt 1 - mein Chef kann nicht schwimmen.

2. Wenn jemand fragt, woher die Schürfwunden an meinem Bein kommen, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken: "Oh, das? Domestic Violence."

3. Er war mal Bodybuilder. Mit Arme rasieren und einölen. Ich lag bestimmt 5 Minuten am Boden, während er nur verlegen grinste. Es gibt sogar Fotos, aber selbst im Austausch gegen Fotos von mir mit lila Haaren wollte er sie nicht zeigen. Damn.

4. Er wird nicht gerne nass. Deswegen, und weil er nicht schwimmen kann, ist er Kayakguide geworden. Ich bin ja an und für mich kein sehr logischer Mensch, aber er spielt in einer ganz anderen Liga.

5. Die Schriftzeichen für seinen Vornamen (Masaaki) bedeuten Eleganz und Helligkeit. Viel weniger passend kann ein Name nicht sein, er ist einer der tolpatschigsten Menschen, die ich kenne.

6. Er hat Angst vor seiner Mutter. Das erste Wort, was ihm zu ihr einfiel war Kowai (= scary). Er würde gern mal Inlineskates fahren, aber weil die im Haus seiner Mutter sind, verzichtet er lieber darauf. Weil er sie ja treffen würde, wenn er seine Skates abholt. Die Frau würde ich gern mal kennen lernen.

7. Er hat einen grauenhaften Musikgeschmack. Wenn ihr jemals mit ihm in einem Auto sitzt, dann kommt nicht auf den Gedanken eine von seinen CDs in das Autoradio zu schieben. Es kommt schliesslich ein bisschen unhöflich rüber, wenn man nach einem halben Lied das Radio wieder anschaltet und eine ganze CD lang diese Musik zu ertragen erfordert einiges an Selbstbeherrschung. Japanischer Schlager, oder so.

8. Er hat früher relativ erfolgreich Rugby gespielt (war in dem Zusammenhang auch in Australien und China) und hat sich, während er diesen Sport ausgeübt hat, lockere 20 Mal etwas gebrochen. Das in seinem Körper noch irgendwas zusammenhält muss wohl ein medizinisches Wunder sein.

9. Kennt einer von euch noch die kleinen Roller, die eine Zeit lang mal total in Mode waren? Sugimoto-san hat auch einen, aber nicht, um damit mal schnell in den Supermarkt zu fahren. Er ist damit früher auf Reisen gegangen. An sich nicht so spektakulär, bis er dann beiläufig erwähnt, dass er pro Tag teilweise 100km mit dem Ding geschafft hat...

10. Er braucht eigentlich eine Brille. Aber weil er Brillen nicht mag, trägt er halt keine. Gut, dass ich einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Arbeitszeit neben ihm im Auto auf dem Beifahrersitz verbringe. Kann ihn aber irgendwo verstehen, beim Kayakfahren und Coasteering nervt es ganz schön, wenn das Salz einem die Gläser verkrustet.

04 Mai 2009

Und so.

Hab diese Tage ohne Blog merkwürdigerweise ohne Entzugserscheinungen überstanden. Es war nämlich extrem viel los und wenn ich alles erzählen würde, dann könnte ich Weihnachten mit dem Reden aufhören. Vielleicht auch erst Silvester. 2020. Egal. Hier der Schnelldurchlauf:
23. April - Mia als Teletubbie. Icke im Fernsehen und so. Erst beim Schildkrötenputzen gefilmt, wo ich 3 mal hintereinander in die Kamera sagen musste: "Yes, I love taking care of the Seaturtles!" während ich den Dingern den Panzer geschrubbt habe. Die beiden Male davor war es den Filmleuten nicht enthusiastisch genug. Ähm ja. Ich putze hier Schildkröten und keine Goldbarren, also Verzeihung, wenn ich nicht mit einem seligen Lächeln auf den Lippen den Schwamm küsse, der vorher den heiligen Körper der Wunderschildkröte berührt hat. Ich musste den ganzen Tag über relativ oft die selbe Szene noch mal sagen, was irgendwie bizarr war, denn ich hab mich ja selbst gespielt und da ist alles beim ersten Take perfekt, oder wollen die jemand anderen für die Rolle?
24. April - Mia als Tour de France Sieger. Obwohl ich auf das gelbe Shirt echt verzichten könnte, die Farbe steht mir nicht. Einige von euch wissen es schon, für die anderen sag ich es gern noch mal: Mit dem Fahrrad 90km auf einen 1500m hohen Berg innerhalb von 13 Stunden. Ich weiß nicht mehr, was mehr wehtat, mein Arsch vom langen Sitzen, meine Oberschenkel vom Treten oder meine Hände von der Abfahrt auf der Schotterpiste. Ist ja auch egal, ich hab's jedenfalls geschafft. In your face, mountain!
25. April - Mia auf dem Weg zum Ozean. Unfreiwillig. Aber von vorne. Owa-san, Sugimoto-san und ich waren dabei an der Steilküste einen Weg zu für das Adventure Race auszukundschaften. An einer Stelle war's dann irgendwie rutschig und ich hab den Halt verloren und rauschte gar nicht mal so langsam den Berg runter, in Richtung des Abgrunds, unter dem der Ozean mit großen Wellen gegen die felsige Küste schlug... Zum Glück konnte ich mich an einem Stein festklammern und so den Sturz bremsen, der mir nette Schürfwunden an Rücken, Beinen und Händen eingebracht hat. Wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig. Ich weiß nicht, wer mehr erschrocken war, Sugimoto-san oder ich, er meinte danach nur, dass ich doch bitte vorsichtig sein soll. Ja ne, wenn er das vorher gesagt hätte, dann hätte ich natürlich mehr aufgepasst...
27. & 28. April - Mias erste Camping Kayaktour. Nice. Am Strand angekommen, Zelte aufgeschlagen, am Lagerfeuer gesessen und in den Sternenhimmel geschaut... So wie man es sich vorstellt.
2. Mai - Mia als Tourguide. Erste selbstorganisierte Tour geführt. Mit 2 Japanern durch Hiwasa getingelt. Böschung. Und dabei auf Japanisch und Englisch ein bissl das Dorf erklärt. "If you look to the left - you see Hiwasa. If you look to the right - you see Hiwasa." Ein bisschen mehr konnte ich schon sagen, aber für Standing Ovations hat's gerade eben nicht wirklich gereicht. Dafür wieder netten Brauch entdeckt: Wenn man als müder Pilgerer aus dem Tempel kommt, dann wird man von einer Horde fürsorglicher japanischer Frauen empfangen, die einem Tee und Kuchen servieren, natürlich kostenlos. Wenn man kein Pilgerer ist, sondern nur blond und doof, wird man trotzdem bemuttert, awesome.

Was bleibt noch zu sagen? Ich hab mein erstes Sushi gerollt. Asuka-san hat mir beigebracht, wie ich "Weiche, Teufel!" auf japanisch zu Sugimoto-san (mein Boss) sagen kann. Sehr nützlich. Es gibt Leute, die Höhenangst haben und als Lieblingssportart Freeclimbing angeben. Und es gibt Leute, die Kayakguides sind und nicht schwimmen können, aber da komm ich später noch mal näher drauf zu sprechen. Lang lebe die Königin!