12 April 2009

In your face, Qualle!


Heute wieder paddeln gewesen, dies Mal aber erst um 7 Uhr losgefahren und nicht um 5.20, wie gestern... Man freut sich auch über Kleinigkeiten. Und dabei war gestern echt hart, 22km. Ich schreib's noch mal aus: Zweiundzwanzig Kilometer. Sieben Stunden Kayak. Ohne Pause. Okay, das war gelogen, wir haben schon Pause gemacht (4 Mal) und das Tempo war auch erträglich, aber trotz allem sehr anstrengend. Und heute dann gleich wieder, zum Glück nur 16km.
Von Mugi nach Hiwasa (jetzt wisst ihr Bescheid) mit 2 Kunden und Sugimoto-san. Das Wetter war gut, aber der Ozean hatte es sich anders überlegt. Meterhohe Wellen (1,5m sind auch meterhoch) und generell eher schwierig zu paddeln. Der Ozean und ich, das ist sowieso eine merkwürdige Beziehung. Heute hat er sich mal wieder geheimnisvoll gegeben, oder ich hab mich dämlich angestellt, je nach dem, wie man es sehen will. Während wir also paddeln, schwimmt auf ein Mal so ein rotes Zeugs durchs Wasser, wie eingefärbt. Ich denk nur: Uähh, wer hat denn hier seinen Müll ausgekippt? Bei der nächsten Pause erzählt mir Sugimoto-san dann, dass es rotes Plankton ist... Na klar, wusste ich auch. Aber es ist nicht nur meine eigene Schuld, immerhin hat Spongebob einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich der festen Überzeugung war, Plankton sei immer grün. Egal. Wir paddeln weiter, relativ dicht an der Küste, so dass ich den Meeresboden sehen kann. Schräg vor mir ein heller Schatten im Wasser, ziemlich groß. Ich schau nach rechts und seh in der Ferne die Insel, zu der ich ganz am Anfang gepaddelt war und wo mir Sugimoto-san auf dem Weg dorthin erzählt hat, dass es hier Hammerhaie gibt. Ich schaue nach rechts und sehe den Schatten. Ich schaue geradeaus und paddle ein bisschen schneller. Kurzer Blick, der Schatten ist immer noch da. Es hat schon eine kleine Weile gedauert, bis ich gemerkt hab, dass es das Licht war, dass sich auf dem Wasser spiegelte... Oh man, ich hab mich echt bescheuert gefühlt, als mir aufging, dass ich vor einer Wasserspiegelung Angst hatte. Aber besser, als wenn es wirklich ein Hai gewesen wäre.
Und um endlich zum Titel zu kommen, ich habe heute ein neues Spiel erfunden, Quallenklatschen. Und es geht nicht darum, dass Quallen in die Hände klatschen. Heute war nämlich eine Qualleninvasion in Gang, was daran lag, dass der Wind von Süden her kam und die Viecher vor die Küste getrieben hat. Also schwamm alle 2m eine von diesen Dingern im Wasser, mal kleiner und teilweise echt groß, mit meterlangen Tentakeln. Weil ich aufgrund der hohen Wellen noch nicht genug zu tun hatte, hab ich also beschlossen jeder Qualle, die in Reichweite war, kurz mit dem Paddel eins auf die Mütze zu geben, pro Qualle gab es einen Punkt und das Ziel waren 20 Punkte. Wenn ich die erreichen würde, dann... dann hatte ich 20 Quallen gehauen. Also hab ich die ganze Zeit nach den Dingern Ausschau gehalten und dann Pamm! mit dem Paddel drauf, natürlich nicht zu doll. Und Tatsache, ich hab genau 20 Quallen erwischt, zum Ende hin gab es nämlich nur noch ab und zu eine, die dann meist zu weit unten schwamm, um sie zu erwischen.
Fische zerhacken, Schildkröten in einer Ecke festhalten, Quallen schlagen... Was kommt als nächstes? Stofftiere auswaiden? Ich weiß es nicht, werde euch aber auf dem laufenden halten ;)

09 April 2009

Die gute Nachricht

Ich kann ein einzelnes Haar mit Essstäbchen aufnehmen. Die schlechte: Ich hatte ein Haar in meinem Essen. Passiert.
Heute morgen wieder Schildkröten geschrubbt, ich hab da inzwischen eine Technik entwickelt. Man muss die S-Kröte an einer der vorderen Flossen festhalten, dann krabbelt sie um einen herum, während man sie putzt. Ist aber relativ anstrengend. Am besten ist, man platziert die Dinger in irgendeiner Ecke, wo sie nicht mehr wegkönnen. (Das hört sich irgendwie gemein an, aber ich putz sie ja nur und will ihnen nicht den Panzer über die Ohren ziehen.) Ausserdem war heute ein großer Tag für das Museum, eine mehr oder weniger bekannte Schauspielerin hat einen Blick auf die Schildkröten geworfen und 50 Presseleute und Bodyguards waren mit von der Partie. Wir haben es uns dann im Büro bequem gemacht und das ganze über die Kameras verfolgt, während der arme Tanaka-san die Aufgabe hatte das Mädel durchs Museum zu führen und alles zu erklären. Mieko-san (?) und ich haben dann noch die kleinste und süsseste Schildkröte durch die Pressehorden manövriert, damit ihre VIPigkeit das Ding kurz in den Händen halten konnte, um: "Süüüüüß!" zu rufen.
Also relativ entspannt. Und jetzt gleich werd ich meine eigenen Visitenkarten bekommen, japanischer geht's nimmer.

07 April 2009

Dinge, die ich heute gesehen habe

1. Einen Panda in einem Rapsfeld. Noch ein mal: Ein Panda in einem Rapsfeld. War natürlich nur einer aus Plastik, aber trotzdem. Der Grund? Um Rehe und andere Wildtiere vom Feld fernzuhalten... Mit einem Panda? Hab ich was verpasst und die sind in Wirklichkeit blutrünstige Fleischfresser und nicht die knuffigen Bambusmampfer, die alle Welt süß findet?

2. Ein Schloss, in dem es einen Karaokeraum gibt.

3. Eine Oma. Und was für eine! Folgende Situation: Sugimoto-san und ich radeln einen Berg hinauf und überholen eine Oma auf ihrem alten Damenrad. Höflich, wie ich (manchmal) bin, grüße ich sie. Konnichiwaaa. Vielleicht einen Kilometer danach überholt uns ein Auto, hupt und fährt links ran (hihi). Ein Reporter, der Sugimoto-san kennt und noch nie blonde Haare gesehen hat, oder so. Während Sugimoto-san also mit ihm redet und der Typ dabei ist seine Kamera aus dem Auto zu holen, um ein Foto von mir zu machen, radelt die Oma an uns vorbei und ruft im Fahren: "Wo kommt sie her?", woraufhin Sugimoto-san sagt, dass ich Deutsche bin. Das war schon nice, wie die Oma an uns vorbeiradelte und ohne anzuhalten eine Konversation anfing. Wie auch immer, Sugimoto-san und der Reporter machten aus, dass er das Foto ein paar Meter weiter die Straße runter machen würde, da war nämlich ein Strand mit Kirschbäumen. Ob ich damit einverstanden wäre, hat mal wieder keinen interessiert. Fast schlimmer als in Uruguay... Also weitergefahren, die Oma noch ein mal überholt und kurze Zeit später war auch schon wieder der Reporter in Sicht. Sugimoto-san und ich sind also langsam gefahren, während der Typ aufgeregt vor uns hin und her sprang und Fotos von uns schoß. Und noch ein mal. Und wieder rannte er 10m voraus und machte Bilder. Kommt wieder die Oma von hinten und ruft irgendwas, woraufhin Sugimoto-san in Lachen ausbricht. Ich hab's natürlich nicht verstanden, aber ich stell mir gern vor, dass sie folgendes gesagt hat: "Ha! Ihr Jungspunde, euch zeig ich's!"
Endlich gibt der Reporter Ruhe und wir fahren weiter. Ich halt schon neugierig nach der Oma Ausschau und was sehe ich ein paar Minuten später, als ich eine kleine Nebenstraße hinunterblicke? Die Oma, wie sie sich nach einer Pinkelpause (nehme ich an) die Hose hochzieht! Ich bin echt fast vom Fahrrad gefallen, zu geil. Das war die Sorte von Oma, die immer einen Flachmann bei sich trägt und Zigarren raucht, während sie mit der linken Hand ein Huhn rupft.

4. Das hier:

06 April 2009

Sonderangebot!

Schnell zuschlagen, bevor es jemand anderes tut! Kaum zu glauben, aber wahr: Heute im Okita Supermarkt kann man diese Wassermelone günstig im Sonderangebot erwerben



2500 Yen, nur zur Info, das sind ungefähr 19€...

04 April 2009

Im Pazifischen Ozean schwimmen, Teil 2

Schon wieder. Mach ich hier eigentlich jeden Tag dasselbe? Noin, dieses Mal war keine Küste im Spiel, sondern ein sogenannter Wet Exit. Hört sich gut an, oder? Bedeutet im Klartext, dass ich heute Kentern geübt habe. Oder besser gesagt, ich habe geübt, wie ich nach einem freiwilligen oder unfreiwilligen direkten Kontakt mit dem Ozean wieder ins Kayak komme. Dankenswerterweise (was ein Wort) wieder mit Neoprenanzug, weswegen es von den Temperaturen her kein Problem war.
Also raus auf den Ozean, Sugimoto-san hat es ein Mal vorgemacht (theoretisch wusste ich auch wie es geht, hab ja nicht umsonst 7 Kayakbücher auf dem Boden neben meinem Futon liegen) und dann war ich dran. Erstaunlich, wie einfach es ist mit einem Kayak zu kentern, dass mir das vorher noch nicht aufgefallen ist. Boot umgedreht, meinem Paddel einen Schwimmflügel verpasst (zur Stabilisierung) und gleich beim ersten Versuch erfolgreich ins Kayak zurückgeklettert. Wenigstens ich war stolz auf mich. Sugimoto-san nickte nur und sagte: "Okay, das gleiche noch mal, aber jetzt innerhalb von 5 Minuten."
Na gut. Weil's so schön war, noch ein Mal. Und dann noch ein drittes Mal. Und ein viertes. Aber das letzte Mal ohne Hilfsmittel. Wargh! Da bin ich dann mehrere Male wieder zurück ins Wasser gerutscht, aber irgendwie hab ich auch das geschafft.
Morgen erreiche ich dann das nächste Level: Andere Leute retten.

03 April 2009

Im Pazifischen Ozean schwimmen


Ich hab es getan. Ja, genau, weiße Sandstrände, türkises Wasser, Palmen... Ach ne, das war ja in einem anderen Leben. Ich habe heute zum ersten mal Coasteering gemacht und für alle, die sich nichts darunter vorstellen können, hier eine kleine Beschreibung: Anstrengend und gar nicht mal ungefährlich.
Beim Coasteering geht es darum, die Küste entlangzulaufen. Hört sich erst mal einfach an, der Haken liegt aber in dem Wort Küste. Das waren in diesem Fall 7km felsige Steilküste mit ab und zu einem Kieselstrand. Und wo man nicht über die Felsen klettern konnte, da ist man halt geschwommen. By the way: Neoprenanzüge funktionieren wirklich. Das war dann also mein Badeerlebnis im Pazifischen Ozean. Mit Schuhen, Lifejacket, Helm und Neoprenanzug bin ich durch die Fluten geschnellt, als wäre ich Flipper. Okay, um ehrlich zu sein, bin ich relativ unbeholfen von den Felsen ins Wasser gerutscht und hab eine Mischung aus Kraulen und Brustschwimmen praktiziert, während der zu große Helm mir die Sicht versperrte, das Salzwasser mir ins Gesicht spritzte und die verdammte Schwimmweste dafür gesorgt hat, dass ich wie ein nasser Sack oben auf den Wellen trieb... Schön, um es mit einem Wort zu beschreiben. Vor allen Dingen, wenn man dann den Felsen vor einem im Wasser übersieht und erst mal voll dagegen schwimmt. Danke.
Auch die Kieselstrände zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Ich bin mir immer noch nicht sicher, welcher Typ Kieselstrand der unangenehmste ist: Typ 1 mit ganz kleinen Kieseln, die einem in die Schuhe reinfallen und das Laufen zu einem Hochgenuss werden lassen, Typ 2 mit mittelgroßen Kieseln, die einem andauernd unter den Füssen wegrutschen, so dass man Gefahr läuft sich elegant auf die Fresse zu packen, oder Typ 3 mit relativ großen Kieseln, wo man sehr genau aufpassen muss, wo man seine Füße hinsetzt, wenn man sie sich nicht brechen will.
Dazu noch scharfkantige Muscheln auf den Felsen, über die man rüberstolpert, giftige Quallen und glitschige Steine im halbhohen Wasser - fertig ist der erste Teil der Adventure Tour, den wir heute Probe gelaufen sind. Zum Glück findet dieses Mördervent statt, wenn ich nicht mehr in Japan bin.

02 April 2009

Za - Zen


bedeutet so viel wie Zen Meditation und ich war dabei, live und in Farbe. Mie-san (etwas verwirrend bei der Vorstellung, weil ich dachte, dass sie versucht meinen Namen zu sagen und hab deswegen mehrmals langsam:"MiA" gesagt, bis mir klar wurde, dass sie mir ihren Namen sagt...) hatte mich eingeladen an einer privaten Zen Meditation in einem Tempel teilzunehmen. Gerne!
Außer mir waren da noch die dünne Frau, deren Namen ich vergessen hab, und das Ehepaar, dessen Namen ich vergessen hab. Ach ja, noch ein Kunstlehrer aus Tokio, dessen Namen ich vergessen hab. Vor Ort trafen wir dann auf den Mönch, der genauso aussah, wie man sich einen buddhistischen Mönch vostellt. Glatze, etwas hager, eindrucksvolles Gesicht mit einer Menge Furchen und ein weites Gewand. Ehrlich, den hätte meine Fantasie nicht besser hinbekommen. Ein bisschen bang war mir ja schon, bei so einer Zeremonie kann man ja sicher eine Menge falsch machen, aber glücklicherweise waren die anderen in der Hinsicht auch Anfänger und der Mönch hat uns geduldig alles erklärt und vorgemacht, so dass ich es auch verstehen konnte. Alles sehr genau vorgeschrieben, von der Art wie man den Tempel betritt (mit dem linken Fuss, dann der rechte, den linken nachziehen, Hände falten und dann verbeugen) über die richtige Sitzhaltung bis zum Verlassen des Tempel. Und dann ging's los. Im Schneidersitz auf ein kleines Kissen gesetzt (welch Luxus), die Hände im Schoss verschränkt, den Rücken grade und der Geschichte des Mönchs lauschen. Hab ich (wie nicht anders zu erwarten) nicht verstanden. Irgendwann flüsterte Mie-san an meiner Seite: "Press!" Ich: "Häh?" Und sie wieder:"Press!" Hab dann erst mal meine Lippen zusammengepresst, bis mir Sekunden später aufgegangen ist, das sie "Praise!" gesagt hatte... Na herrlich. Pressen und Beten ist ja auch fast das gleiche. Also hab ich an irgendwas gedacht.
Dann klingelt der Mönch so eine kleine Glocke und sagt irgendwas mit 3 Minuten. Ich blinzel auf die Uhr vor mir und denke: Na ja, 20 Minuten sitzen wir hier schon, da halt ich 3 gerade noch aus. Schneidersitz hört sich nämlich nicht unbequem an, aber wenn man 20 Minuten so sitzt, dann wird's irgendwie ungemütlich. Die 3 Minuten vergehen, absolute Stille. 5 Minuten sind vorbei und langsam dämmerts mit: Der hat gar nicht 3 Minuten gesagt, sondern 30! Das liess 2 Möglichkeiten offen. Entweder bis um 11.30 oder insgesamt eine halbe Stunde. Zu dem Zeitpunkt war es 11.15. Also hab ich die nächsten 15 Minuten versucht meinen inneren Frieden zu finden, während meine Füsse und Beine sich nach und nach verabschiedet haben. Während ich von Zeit zu Zeit unbehaglich hin und hergerutscht bin, saß Mie-san da, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, der Wahnsinn.
Wieder auf die Uhr geblinzelt: 11.35. Also noch mal bis um 11.45. So richtig erleuchtet hab ich mich nicht gefühlt, da stand eher die Sorge im Vordergrund, ob ich nach der Session überhaupt noch in der Lage sein würde aufzustehen. Mehr als fraglich. Als es dann aber 11.49 war und sich immer noch nichts geregt hat, wurde ich leicht panisch. Bis um 12.30? So lange könnte ich nicht mehr still sitzen. Genau in dem Moment schlägt der Mönch wieder die Glocke... Danke!
Danach sind wir in ein anderes Tempelgebäude gegangen und haben zusammen aus einem Buch gesungen. Also die anderen haben gesungen und ich hab versucht herauszufinden, wo wir gerade waren. Zum Schluss noch ein bisschen Stretching (ich bin so gelenkig wir ein Kiesel) und die Meditation war vorbei.
Insgesamt eine interessante Erfahrung, aber nichts, was ich jedes Wochenende machen würde. Dafür sind mir meine Füsse zu schade, nicht dass die noch aus Mangel an Blutzufuhr absterben. Witwenrente bekomm ich da bestimmt nicht.