01 Juni 2009

Wolkenwandern

hört sich irgendwie besser an, als die harte Realität: Trailrunning in den Bergen. Tsururigsan, ein so harmloser Name, aber ich hab die dunkle Seite des Berges kennen gelernt. Aber von vorne. Am Mittwoch haben wir Kaburaki-san vom Flughafen abgeholt. Mein Spitzname für ihn (bis mich Sugimoto-san ermahnt hat, ich solle doch bitte seinen wirklichen Namen verwenden, bevor derjenige welcher eintrifft): Crazy Man. Es war nämlich nicht Sugimoto-san (wie ich fälschlicherweise in diesem Blog kundtat), sondern Kaburaki-san, der bei dem 160km Rennen um den Montblanc den vierten Platz belegte. Ich denke Crazy Man trifft es ganz gut, aber von mir aus auch Kaburaki-san. 3 Tage lang ist Crazy Man also in den Bergen von Tokushima rumgehüpft, während Sugimoto-san und ich ein paar kleinere Routen abgelaufen sind. Am Samstag und Sonntag haben wir nämlich ein Trailrunning Event veranstaltet, bei dem Kaburaki-san willigen Opfern die Kunst des Bergehochhetzens beigebracht hat. And there I was, inmitten einer Horde von masochistischen Japanern, die Luft erfüllt vom Duft synthetischer Klamotten mit einem Hauch Schweiß und ein wunderbarer Blick auf - gar nichts. [Gar nicht wird übrigens gar nicht zusammen geschrieben.] Wir waren nämlich inmitten der Wolken (um mal wieder auf den Titel zurück zu kommen) und die Sicht dementsprechend brilliant. Eins der wenigen Male, wo ich dachte: Auf den Fotos sah das aber besser aus.
Am Sonntag durfte ich dann auf eigene Faust los, weil die Trailrunningstrecke ein wenig zu lang für einen Profi wie mich war. Also alleine den Berg runtergestolpert, über Baumstämme geklettert, fast auf eine Schlange getreten, einem kleinen Krebs versichert, dass er seine Scheren wieder einpacken könne, weil ich nicht die Absicht hätte ihn zu verspeisen [ich hab heute übrigens rohen Oktopuss gegessen, falls ich das noch nicht erwähnt hatte], ein Eis und Erdnusskekse in einem wunderlichen Laden inmitten der Wildnis gekauft und durch ein Meer von Spinnenweben gewatet. Erwähnenswert vielleicht noch die Freundlichkeit der Japaner: Insgesamt 3 Mal hat jemand angehalten, um zu fragen, ob ich mitfahren wollte. Jedes Mal, nachdem ich "Nein, danke." gesagt hatte, hab ich gedacht, dass ich das sicher bereuen werde, weil es doch noch ein paar Höhenmeter zu bewältigen gab. War aber nicht so schlimm, bis auf den Moment, in dem irgendwas im Wald komische Geräusche gemacht hat und ich mich an die Schilder am Anfang des Weges erinnerte, die vor Bären warnten... Sugimoto-san hatte mal erwähnt, dass viele Leute kleine Glöckchen bei sich tragen, um den Bären vor ihrer Ankunft zu warnen. Ich hatte natürlich kein Glöckchen, aber mein immenses Gehirnvolumen ermöglichte die Gedankengänge, die dazu führten, dass ich singend durch den Wald lief. Lalalalapingping. Vor dem Gesang würde selbst der hartgesottenste Bär flüchten, soviel war sicher. Nach 7 Stunden war dieses Abenteuer auch wieder vorbei und der Wald wieder sicher vor mir.

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Was ich schon immer gesagt haben wollte...