21 April 2009

Schnelldurchlauf

Am Samstag
mitteleuropäischer Zeit pflanzte ich Reis. Na gut, vielleicht eher mitteljapanischer Zeit. Morgens Strohhut aufgesetzt, die Gummistiefel bis über die Knie hochgezogen (ehrlich, waren Fischerstiefel) und ab ging's zu Masuda-san. Um es mal zusammenzufassen:
Verhutzelte Oma, die auf einem Traktor das Reisfeld pflügte.
Verhutzelte Oma 2, die mir 1000 und eine Sache auf japanisch erklärt hat. Lächeln und winken. Wahlweise nicken.
Reisjünglinge auf den Laster geladen und an den Feldböschungen verteilt (Böschung ist übrigens ein gutes Wort, werde es in Zukunft öfter verwenden).
Auf der Ladefläche des Minilasters zurückgefahren, der Wind will deinen Hut mitnehmen, aber er hat nicht mit der Schnur unterm Kinn gerechnet. Ha!
Im Matsch gespielt (respektive: grüne Halme in den Schlamm gepropft), sich wie 5 gefühlt und gelernt, dass japanische Kinder keine Matschkuchen backen, sondern Matschokonomiyaki... Oh man, die sind schon in jungem Alter so viel professioneller.

Am Sonntag
früh aufgestanden, um mit den Fischen zu frühstücken. Das futuristischste (what a word) Kayak diesseits des Äquators gesehen, das trotz eines Sonarsystems (oder so was in der Art, hat jedenfalls gepiepst, wenn Fische in der Nähe waren) und 4 verschiedenen Angeln nicht dazu in der Lage war, mehr als einen winzigen Fisch zu fangen. Nachmittags festgestellt, dass ich doch keine Eskimo Rolle kann. Größeres Kayak = keine Chance. Mit meinen zarten Hüften und dünnen Ärmchen hing ich leider hilflos kopfunter Wasser und bekam die verdammte Schwimmingdevice nicht annähernd wieder in eine manövrierbare Lage. Aber die Wasserqualität war gut und ich frag mich immer noch, warum ich mit einer Taucherbrille unter Wasser so gut sehen kann.

Am Montag
Wochenbesprechung. Donnerstagsdialog:
S: "Okay, am Donnerstag bist du also morgens im Schildkrötenmuseum, mittags fahren wir dann mit Emi-san zu den Wasserfällen und danach kannst du Oya-san beim Kochen helfen, bevor du zum Awa Odori tanzen gehst."
Ich: "Oh cool, kochen mit Oya-san! Aber sollte am Donnerstag nicht das Fernsehinterview [oh ja, mein bleiches Gesicht wird die Fernsehbildschirme dieses Landes schmücken] sein? Findet das jetzt doch nicht statt?" Hoffnungsvoller Schimmer in meinen Augen.
S: "Hatte ich das nicht erwähnt? Die sind den ganzen Tag dabei."
Ich: "Whhuuut? Waaaas? Wiiiee bitte???"
S: "Jepp."
Na toll, ich hatte mich mit Zähneknirschen auf ein 20 Minuten Interview eingestellt und jetzt hängt mir den ganzen Tag eine Kamera am Arsch. Kommen die dann auch mit, wenn ich auf Toilette gehe? Ich will nicht. Will. Nicht.

Heute
hab ich surfen gelernt. Jawoll, mit einem Kayak. Auf der Hinfahrt meinte Sugimoto-san nur: "Also, falls du kenterst - obwohl... Nachdem du dann gekentert bist, achte darauf dein Kayak und das Paddel festzuhalten." Es stand also schon fest. Heute würde ich Salzwasser schlucken, hooray. Zum ersten Mal unfreiwillig. Ein Handbuch für Surfer:
1. Paddle möglichst gerade durch die brechenden Wellen und freu dich über die gratis Dusche.
2. Versuch dein Kayak umzudrehen, damit du auf den Wellen in Richtung Strand reiten kannst. Kentere bei dem Versuch.
3. Achte beim Zurückklettern ins Kayak darauf, dass es schon in die richtige Richtung zeigt und warte die nächste große Welle ab, auf der du dann tatsächlich surfst.
4. Fühle für ein paar Sekunden das Hochgefühl, auf der Welle dahinzuschiessen.
5. Verliere die Kontrolle über dein Kayak und werde von der Welle überrollt. Kentere.
6. Gewinne nach und nach ein Gefühl für die Wellen und erwische ein paar echt gute. Ruf laut Yiieehaaaa! während du auf dem Wellenkamm reitest.
7. Paddele erschöpft aber glücklich zum Strand zurück. Fühle dich gut - du hast es geschafft. Lass das Paddel locker in den Händen liegen. Werde von einer kleinen Welle von hintern überrascht und kentere.
8. Zieh dein Kayak an Land und gehe direkt in die warme Dusche. Gehe nicht über Los und ziehe keine erneute Ladung Salzwasser ein.

Ne, im Ernst. Surfen macht voll Spass, wenn man es denn kann. Ich muss halt nur noch ein bisschen üben.

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Was ich schon immer gesagt haben wollte...